Samstag, 19. Mai 2007

Ein Besuch bei der Bandweberei Kafka

Dieses Wochenende findet auf Schloss Lüntenbeck in Wuppertal der 2. Textilmarkt statt.

Wir haben die Veranstaltung bereits am ersten Tag, am Donnerstag, besucht. Auf Schloss Lüntenbeck selbst findet der Textilmarkt statt, dort gibt es mehrere Stände mit Wolle, Patchworkstoffen und -zubehör, Filz und ähnlichen textilen Bastelbedarf.

Die für mich interessantere Veranstaltung war der gleichzeitige Tag der offenen Tür in der Bandweberei Kafka, der etwa zwanzig Minuten Fahrt vom Schloss entfernt ist.

Hinter dieser unscheinbaren Tür verbirgt sich eine hochinteressante Manufaktur:



Hier sieht man noch den Namen des früheren Besitzers. Zwei Tafeln darunter informieren über die Geschichte der ersten Inhaber und die neue Inhaberin, Frauke Kafka, die die Webstühle im Jahre 1991 gekauft hat.



Der erste Eindruck von den Webstühlen ist erst einmal überwältigend. Diese Ungetüme stehen übrigens im zweiten Stock des Gebäudes!



Die Webstühle werden mit Strom betrieben. Wenn sie in Aktion sind, erzeugen sie einen Höllenlärm. Die Kettfäden der Bänder werden von anderen Fäden, die mit Gewichten hoch und runter gezogen werden, gesteuert, und zwischen ihnen sausen dann jeweils die Weberschiffchen mit den bunten Schussfäden hin und her. Das alles geschieht sehr schnell und durch die ständigen Gewichtsverlagerungen der vielen Teile entsteht ein ziemiches Rumpeln und Poltern.

Hier sieht man ganz oben die Lochkarten, mit denen die Muster gesteuert werden, und darunter die Fäden, die wiederum die Kettfäden ansteuern.



Und hier nochmal die "Steuerfäden" und davor die Schiffchen.



Hier sieht man die fertigen Bänder von der linken Seite, wie sie von der Maschine herunterlaufen; weiter unten werden sie dann aufgerollt. Auf diesen großen Webstühlen im vorderen Bereich des Raumes laufen jeweils zehn oder so Bänder auf einmal von der Maschine, jeweils in mehreren Farben.



Hier sieht man die riesigen Lochkarten, die mit ihrer digitalen Anzeige - Loch oder kein Loch - die Muster steuern. Der älteste Computer der Welt!



Früher waren Webetiketten üblich; fast jede Firma hatte ihr eigenes Etikett, wie dieses alte Musterbuch zeigt:



Wir hatten das Vergnügen, von Frau Kafka selbst etwas über die Geschichte der alten Bandweber und ihre eigene Geschichte der Übernahme und Inbetriebnahme zu erfahren, und welche Schwierigkeiten es dabei zu überwinden galt und gilt. Mit einem kleinen Team aus hochengagierten Mitarbeitern hält sie dieses frühe Stück Industriegeschichte am Leben und hat sich mit viel Ausdauer ihre kleine Marktnische geschaffen. Der hauseigene Verkauf bietet eine reiche Auswahl aller Arten von Bändern an; von der schmalen Jugendstil-Borte über Bänder mit Tier- oder maritimen Motiven bis hin zu großen Initialen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, und vor Ort ausgestellte Exponate regen die eigene Fantasie an. Dort nichts zu kaufen, ist fast unmöglich - ich habe es jedenfalls nicht geschafft, standhaft zu bleiben ;)

Sonntag, 6. Mai 2007

Stoffmarkt-Beute



Oh Mann, da habe ich ganz schön zugeschlagen... Eigentlich, also eigentlich, wollte ich ja nur wegen ein paar schöner Jerseys auf den Stoffmarkt. Die habe ich auch schon recht früh gefunden. Wir, ulliversum und ich, haben uns aber viiiiiel Zeit genommen, und mehr als vier Stunden auf dem Stoffmarkt verbracht. Und wie das so ist, je länger man dort ist, desto mehr Stoffe gefallen einem - oder besser, desto schwerer fällt es einem, zu widerstehen....

Das nächste war dann ein Blusenstöffchen, dann kam noch ein Leinen dazu, und dann noch ein farblich genau passender mit Streifen, und dann noch ein Stöffchen für meine Mutter. Zwischendurch noch eine Rollschneiderklinge, sowie ein kleines Sortiment farbenfroher Patchwork-Stoffe für ein Geschenk für meine Nichte. Und dann wollte ich nur noch flüchten. *g*

Nee, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir sind ganz entspannt über den Markt gegangen, so gegen halb zwölf waren wir dort. Die Stände waren alle schon dicht belagert, aber man kam mit ein wenig Wartezeit überall dran, und ich hatte keine unschönen Rangeleien zu verzeichnen. Das supertolle Wetter macht die Leute vermutlich entspannter. Und die Stoffstände dürften ein Bombengeschäft gemacht haben!

Zuerst haben wir eine komplette Runde gemacht, und uns jeden Stand gründlich angeschaut. Danach sind wir mehr oder weniger kreuz und quer gegangen, immer nach dem Motto "Da drüben war doch dieser schöne Stoff, denn will ich mir noch mal genauer ansehen...". Zwischendurch gab es zur Stärkung ein sehr leckeres Eis aus dem Cafe direkt am Opladener Platz (sehr zu empfehlen!), und dann wieder rein ins Getümmel, aber ohne Streß. Es hat sehr viel Spaß gemacht :-)

Auf dem Foto seht ihr von links nach rechts:
Ganz links ein weiß-roter Jersey, daneben noch ein Jersey in grün-blau-pink. Dann ein türkisfarbener Batikstoff, leichte Baumwolle für eine Bluse oder Tunika. Dann ein meliertes rotes Leinen, dann ein gestreiftes Leinen in genau dem gleichen Ton (an zwei verschiedenen Ständen gefunden), und ganz außen einen Netzstoff mit Blumendruck. Unten liegt das Patchwork-Paket.

Jetzt wird erst die Waschmaschine heiß laufen, und danach werden die Nadeln glühen, hoffe ich. Die Jerseys werde ich zuerst verarbeiten, und tja, eigentlich bräuchte ich dringend Hosen... *seufz* Na, mal sehen...

Hosenstress und das perfekte Tanktop

Puh, ich hab ja ewig lange nicht mehr geschrieben!

Aber genäht habe ich schon... Und wie! Ich habe versucht, von einer alten Shorts ein Schnittmuster abzunehmen und mir danach eine neue Hose zu nähen. Die habe ich zwar jetzt, aber perfekt ist es nicht... In meinem Wip bei der Hobbyschneiderin könnt ihr alles nachlesen, mit Bildern - darum spare ich mir das doppelte Posten hier.

Im Verlauf der diversen Anpassungen habe ich bislang neun Probehosen genäht! Und der Sitz stimmt immer noch nicht... *mit den Augen rollt* Ich glaube, ich konstruiere das Ding einfach neu und fange dann noch mal mit dem Feintuning an. Aber auch so habe ich viel gelernt, dank stofftantes Hilfe im Forum und ihren tollen Hinweisen und Änderungsanleitungen :-))))

Als kleine Ablenkung habe ich heute "Das perfekte Tank-Top" genäht - so lautet jedenfalls der Titel dieses Schnittmusters von Pamela´s Patterns. Ich hatte mir dort das Tank-Top und das T-Shirt bestellt. Das T-Shirt eher aus Neugierde, denn mit meinen angepassten Jalie-Mustern komme ich sehr gut zurecht, aber man kann ja nie wissen, ob es nicht noch was besseres gibt ;-)

Auf das Tank-Top war ich eher neugierig, und darum habe ich es gleich ausprobiert, nachdem es gestern in der Post war.

Pamela verspricht uns das perfekte Tank-Top, und hat dafür einige Argumente: Es ist in der Hüfte weiter geschnitten als üblich, weil viele Frauen dort ja breiter sind als die Idealmaße der Hersteller das vorgeben. Die Träger sind breiter als üblich, damit BH-Träger darunter vollständig bedeckt werden. Der Ausschnitt vorne wie hinten sitzt relativ hoch, so dass der BH - auch hinten - gut verdeckt bleibt. Es ist nur leicht antailliert.

Die Schnittmuster sind auf sehr, sehr dickem, weißem Papier gedruckt. Da das Papier sehr klein gefaltet wird, gibt es dadurch viele Knicke, die sich wegen der Dicke nicht gut ausstreichen lassen. Ich habe es heute aus Ungeduld nicht glatt gebügelt, bevor ich meinen Schnitt abkopiert habe, aber das würde ich jedem empfehlen.

Die Linien der einzelnen Größen sind ebenfalls sehr dick - ich könnte sie vermutlich auch ohne Brille gut erkennen, und das will etwas heißen bei meinen -7 Dioptrien *lol*.

Außerdem sehen die Linien aus wie handgezeichnet, was zwar charmant wirkt, aber bei Linien, die eigentlich gerade sein sollen, wie z.B. Bruchkanten, doch etwas ärgerlich ist. Da würde ich etwas professionelleres Auftreten begrüßen.

Es gibt fünf verschiedene Größen, XS bis XL. Die Oberteile werden, wie in Amerika oft, nach dem Maß des "high bust" ausgewählt; das ist der Brustumfang, aber etwas weiter oben gemessen, nicht an der stärksten Stelle, sondern quasi auf "halber Höhe". Die fünf Größen decken einen Bereich zwischen 78,74 cm bis 114,3 cm Oberbrustumfang ab.

Wie immer bei dehnbaren Stoffen ist eine Ovi nützlich, aber keine Bedingung. Die Anleitung ist für beide Arten geschrieben. Es gibt ein paar hilfreiche Tipps zum Anpassen des Schnittmusters, wenn man doch noch mehr Hüftweite braucht, oder weniger Taille.

Laut Anleitung ist XS meine Größe. Nach der ersten Anprobe musste ich an beiden Seitennähten aber noch gut was wegnehmen; am meisten in der Taille (etwa 3 cm), aber auch am Armausschnitt und an den Hüften ein wenig (ca. 1,5). Das ist für sich schon etwas gutes, denn durch meinen Größenunterschied zwischen Taille (66) und Hüfte (98) muss ich normalerweise an der Hüfte immer etwas zugeben. Da hat Pamela also schon eine großzügige Mehrweite einkalkuliert, ganz wie versprochen :)

Der BH wird in der Tat vollkommen verdeckt, auch im Rücken, wo das Top ganz gerade geschnitten ist, und bei mir etwa 2 cm über dem BH-Verschluss endet. Das gefällt mir sehr gut :-)

Als einzige Änderung habe ich die Träger im Rücken ein Stück weiter innen als vorgesehen plaziert. Auch das ist eine meiner üblichen Änderungen, da mein Körperbau etwas schmaler ist.

Auch der vordere Armausschnitt ist sehr hoch geschnitten, um ein eventuelles "Zuviel" dort auch zuverlässig zu bedecken. Ich selbst habe dort keine "Problemzone", aber sowas sieht man ja auch oft.

Die obere Kante wird mit einem Beleg verstürzt, dabei werden die Träger mitgefasst. Beim Absteppen von rechts habe ich, trotz Stetchstich, die Kante etwas ausgeleiert *nerv* (Entweder kaufe ich mir bald eine Cover, oder ich spare auf eine Janome 6600... *träum*)

So, und hier mal ein Bild. Gesäumt habe ich noch nicht. Dafür, dass es nur ein Probeteil ist, ist es eigentlich recht tragbar geworden:



Und morgen geht´s mit Ulli auf den Stoffmarkt in Leverkusen *freu* - hoffentlich finde ich dort ein paar schöne Jerseys und Interlocks. Bei dem schönen Wetter der letzten Wochen habe ich festgestellt, dass ich doch noch zu wenige schöne, gemusterte T-Shirts habe. Und ein paar Tanktops werden dann wohl auch noch dazu kommen :-)